Klares Bekenntnis zu Qualität: myclimate bietet schon für 2025 Zertifikate nach den Vorgaben der Core Carbon Principles an

Die Stiftung myclimate begrüßt ausdrücklich die Entscheidung des Gold Standards, neu und ab 2026 verpflichtend die Zertifizierung von Projekten wie zum Beispiel Kochofenprojekte («clean cooking»), nach den Vorgaben der Core Carbon Principles (CCP) auszurichten. myclimate erwartet durch diesen Schritt zwar eine Verknappung des Angebots an CO2-Zertifikaten aus diesen Projekten, dafür aber eine deutlich höhere Qualität und ein Ende der «overcrediting»-Diskussionen. myclimate wird zusammen mit den Projektpartnern umgehend die Zertifizierung der Projekte auf die neue Methodologie anpassen, bevor sie ab Januar 2026 verpflichtend werdenwird. Als führende Organisation im Bereich Klimaschutz, mit mehr als 20 Jahren Erfahrung, sieht myclimate in dieser Entscheidung einen wichtigen Meilensteinen für mehr Qualität und Integrität auf den freiwilligen Kohlenstoffmärkten.

Männliche Blauflügel-Prachtlibelle (Calopteryx splendens) auf einem Blatt. Credits: myclimate/Sebastian Eppler

Die Core Carbon Principles wurden als Qualitätsgarantie von der unabhängigen Organisation «Integrity Council for the Voluntary Carbon Market (ICVCM)» erstellt. Der Gold Standard als wichtiger Zertifizierungsstandard für Carbon Credits (CO2-Zertifikate) hat die bedeutsame Entscheidung getroffen, seine Methodologien für die Projekttypen, welche die Verwendung von nicht-erneuerbarer Biomasse reduzieren, zukünftig (ab 2026 verpflichtend) CCP-konform auszurichten. Das ist ein essenzieller Schritt für mehr Qualität und Integrität auf dem freiwilligen Kohlenstoffmarkt. Als myclimate begrüßen wir diese Entwicklung und setzen uns für ausgewogene Methodologien ein, die sowohl hohe Qualität als auch praktische Umsetzbarkeit gewährleisten. myclimate fordert schon seit längerer Zeit eine stärkere Regulierung für freiwillige CO2-Märkte und eine Vereinheitlichung der Methodiken.
 

Die Herausforderung für Projektentwickler besteht darin, dass durch die Anpassung der Berechnungsmethoden des nicht erneuerbaren Anteils an Biomasse (fNRB) die Werte für diesen Faktor deutlich tiefer ausfallen, was konkret beispielsweise heißt, dass ein Kochofenprojekt mit der angepassten Methodologie deutlich weniger CO2-Zertifikate generieren wird.  Das wird zu einer Verknappung des Angebots von CO2-Zertifikaten aus diesen Projekten und vermutlich auch in Zukunft zu höheren Preisen für Credits führen.  
 

Dennoch ist myclimate überzeugt, dass durch kontinuierliche Verbesserung der Methodologien und enge Zusammenarbeit mit unseren Partnern langfristig ein robusterer und vertrauenswürdigerer Markt für hochwertige Carbon Credits entstehen wird. Daher hat sich myclimate entschlossen, schon in der freiwilligen Übergangszeit sukzessive die neuen Berechnungsmethoden anzuwenden. Dazu stehen wir in konstantem Austausch mit unseren Projektpartnern vor Ort.
 

Für die Unternehmen, die auf myclimate Projekte für die freiwillige CO2-Reduktion außerhalb der eigenen Wertschöpfungskette setzen, ändert sich im ersten Schritt nichts. Zertifikate aus den Vorjahren behalten ihre Gültigkeit. Zudem gehen wir davon aus, langfristig angelegte Verträge auch weiterhin erfüllen zu können. Durch die zu erwartende Verknappung an Zertifikaten ist mittelfristig mit einer Preissteigerung zu rechnen, damit wir in unseren Projekten weiterhin kostendecken arbeiten können. Diese wird allerdings durch die höhere Qualität und Integrität der einzelnen Zertifikate mehr als aufgewogen. Dem in Medien in der Vergangenheit verlautbarten Vorwurf des «over-crediting» wird hierdurch die Grundlage entzogen. 


myclimate wird weiterhin eine führende Rolle bei der Förderung von Klimaschutzprojekten spielen, die den höchsten Standards entsprechen und gleichzeitig einen messbaren Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung leisten.

Weiterführende Informationen

Was sind die Core Carbon Principles und warum sind sie ein Qualitätsstandard für Klimaschutzzertifikate?

Die Core Carbon Principles (CCPs) wurden vom Integrity Council for the Voluntary Carbon Market (ICVCM) entwickelt, um hochwertige CO2-Zertifikate zu identifizieren, auszuweisen und damit zu fördern. Sie bilden die Grundlage für das ICVCM, welches Kriterien festlegt, ob Carbon Credits und Carbon-Standards den Qualitäts- und Integritätsanforderungen entsprechen.
Die CCPs umfassen zehn grundlegende, wissenschaftsbasierte Prinzipien in drei Hauptbereichen:
 

  • Governance: Effektive Programmsteuerung, transparentes Tracking, umfassende Informationsbereitstellung und robuste unabhängige Validierung und Verifizierung.
     
  • Klimaschutzwirkung: Additionalität der Emissionsreduktionen, Permanenz der Klimawirkung, robuste Quantifizierung und Vermeidung von Doppelzählungen.
     
  • Nachhaltige Entwicklung**: Einhaltung sozialer und ökologischer Schutzmassnahmen sowie Beitrag zum Netto-Null-Übergang.
     

Diese Prinzipien stellen sicher, dass Carbon Credits tatsächlich zu messbaren, verifizierbaren und nachhaltigen Emissionsreduktionen führen und gleichzeitig positive Auswirkungen auf die lokalen Gemeinschaften haben.
 

Die FNRB-Thematik und ihre Bedeutung

Ein zentraler Aspekt der CCP-Vorgaben zu den anwendbaren Methodologien betrifft die Anwendung des «Fraction of Non-Renewable Biomass» (fNRB). Dieser Wert ist ein entscheidender Parameter für die Wirkungsmessung bei Kocher- aber auch anderen Projekten, die auf Klimaschutz durch einen reduzierten oder gänzlich ersetzten Gebrauch von Feuerholz setzen. Der fNRB-Wert gibt den Anteil nicht-erneuerbarer Biomasse am gesamten Brennholzverbrauch an. Nur die Einsparung nicht-erneuerbarer Biomasse, also Holz, das den Wäldern ohne Ersatz (Nachwachsen im gleichen Mass) verloren geht, kann als Emissionsreduktion angerechnet werden.
 

Die Bestimmung des fNRB-Wertes war schon immer eine komplexe Aufgabe, die von zahlreichen lokalen Faktoren abhängt. Für CCP-kompatible Projekte wurden die bisherigen Berechnungsmethoden durch ein neues Modell, das «Modelling Fuelwood Savings Scenario» (MoFuSS), ersetzt. Dabei sind die Projektentwickler im Moment auf standardisierte regionale bzw. nationale Werte beschränkt, zukünftig könnten diese um projektspezifische Szenarien, die mit dem MoFuSS-Tool berechnet werden, ergänzt werden. Diese fallen im Vergleich zu den bisherigen Berechnungsmethoden deutlich, um 50–90 % geringer aus. Der Gold Standard als einer der wichtigsten qualitätsorientierten Standards für Klimaschutzprojekte hat sich entschieden, dieser Methodik zu folgen.
 

myclimate begrüßt grundsätzlich die Standardisierung und Vereinheitlichung von Berechnungsmethoden. Gleichzeitig setzen wir uns weiterhin dafür ein, dass die aktuell verfügbaren Modelle stets weiterentwickelt und verfeinert werden nach aktuellsten wissenschaftlichen Erkenntnissen, und dass diese Entwicklungen auch in zukünftigen Methodologien zeitnah abgebildet werden können, um die Diskrepanz zwischen dem Stand der Forschung und dem Stand der Berechnungsmethoden, die in der Vergangenheit zu Kritik an «overcrediting» geführt hat, zu vermeiden.
 

Auswirkungen auf das Angebot an Carbon Credits

Die Anwendung der neuen Berechnungsmethoden für fNRB-Werte wird das Angebot an nach Gold Standard zertifizierten Carbon Credits erheblich einschränken. Nach ersten Schätzungen könnte dies zu einer Reduktion des Angebots um 30–70 % führen. Dies hat mehrere Gründe:
 

  1. Die standardisierten fNRB-Werte sind tendenziell konservativer, also geringer als projekt- bzw. regionsspezifische Werte
     
  2. Viele bestehende Projekte müssen ihre Berechnungsmethoden anpassen, um CCP-konform zu sein
     
  3. Die strengeren Anforderungen führen dazu, dass weniger Emissionsreduktionen pro Projekt anerkannt werden
     

Es ist wichtig darauf hinzuweisen, dass konservativere Durchschnittswerte nicht automatisch eine höhere Genauigkeit der erzielten Klimaschutzwirkung bedeuten, sie verringern lediglich das Risiko, die Wirkung zu überschätzen. Gleichzeitig werden einheitliche Standards, die sich an sehr konservativen Grundannahmen orientieren, für mehr Vertrauen und Vergleichbarkeit auf dem Markt sorgen und den häufig genannten Vorwurf des «over-crediting», das heißt einer zu hohen Ausgabe an Zertifikaten, welche der wirklichen Klimawirkung nicht entspricht, weitestgehend ausräumen. Dadurch bietet sich gerade für Unternehmen eine Möglichkeit, wieder verstärkt aktiv ihre freiwilligen Klimaschutzanstrengungen außerhalb der eigenen Wertschöpfungskette zu kommunizieren, ohne Gefahr zu laufen, von Medien oder Aktivist*innen eines Greenwashings bezichtigt zu werden.

Auswirkungen auf die Preise für CO2-Zertifikate

myclimate Projekte sind meist auf einen festen Zeitrahmen von mindestens fünf Jahren geplant. Die Kalkulation hat zum Ziel, innerhalb dieser fünf Jahre aus dem Verkauf der Zertifikate die Ausgaben für die Umsetzung der Projekte (z.B. Herstellung, Verteilung und Reparatur von Kochöfen) decken zu können. Generiert ein Projekt nun durch eine Überarbeitung der Vorgaben für die Berechnungsparameter insgesamt weniger Zertifikate, so ist zu erwarten, dass vermutlich in vielen Projekten die Preise pro Zertifikat in Zukunft steigen werden, um am Ende der Projektlaufzeit die Kosten decken und langfristigen Klimaschutz gewährleisten zu können.

Zusammenarbeit mit Projektpartnern

myclimate hat sich entschlossen, wenn möglich, die neue Methodologie schon für die Projektzertifizierung im Jahr 2025 anzuwenden, auch wenn dies vom Gold Standard erst ab 2026 vorgeschrieben ist. Dazu steht das myclimate-Projektteam in engem Austausch mit den Projektpartnern vor Ort, um die Auswirkungen zusammen zu analysieren und nötige Anpassungen vorzunehmen. Wir unterstützen unsere Partner dabei:
 

  • ihre Projekte an die neuen Anforderungen auszurichten
     
  • gemeinsame Projektpläne so anzupassen, dass trotz der teilweise großen Änderungen kostendeckend gearbeitet werden kann und der effektive, durch die Projekte erzielte Klimaschutz umgesetzt werden kann
     
  • gemeinsam in Zukunft innovative Lösungen zu finden, die im Rahmen der neuen Anforderungen effektiven Klimaschutz ermöglichen und den lokalen Gegebenheiten gerecht werden.
     

Das Ziel ist es, einen konstruktiven Dialog zwischen allen Beteiligten zu fördern, um sicherzustellen, dass die höheren Standards nicht zu Lasten der Projektdurchführbarkeit gehen, sondern zu einer echten Verbesserung der Klimaschutzwirkung führen.

 

Unser Engagement für hochwertige Klimaschutzprojekte

myclimate setzt ab sofort verstärkt auf Zertifikate, die den Core Carbon Principles entsprechen. Wir sind überzeugt, dass diese höheren Standards langfristig zu mehr Vertrauen in den freiwilligen Kohlenstoffmarkt führen werden.
 

Die Entscheidung des Gold Standards, seine Clean-Cooking-Methodologien CCP-konform zu gestalten, bestätigt unsere langjährige Zusammenarbeit und Fokussierung auf Projekte nach diesem Standard. Sie unterstreicht die Qualität der von uns unterstützten Projekte.
Wir bleiben unserem Ziel treu, effektiven Klimaschutz mit nachhaltiger Entwicklung zu verbinden. Wir werden weiterhin in hochwertige Projekte investieren, die nicht nur Emissionen reduzieren, sondern auch positive Auswirkungen auf lokale Gemeinschaften sowie die Umwelt und Biodiversität vor Ort haben.

 

Wie funktioniert der ICVCM Prozess?

Um Credits mit dem CCP-Qualitäts- Label generieren muss in einem ersten Schritt der Zertifizierungsstandard vom Integrity Council for the Voluntary Carbon Market anerkannt werden. Gold Standard, als einer der grössten und wichtigsten Zertifizierungsstandards mit einer klaren Ausrichtung auf hohe Projektqualität, wurde bereits 2024 als einer der ersten Standards in das Programm aufgenommen. In einem zweiten Schritt müssen die Standards dann Methodologien, die zur Zertifizierung verschiedener Projekttypen genutzt werden können, zur Prüfung bei ICVCM einreichen. Erst wenn diese Methodologien einzeln «approved» werden, können Projekte, die Credits mit diesen Methodologien generieren, mit dem CPP-Label für hohe Qualität ausgezeichnet werden.

Für Projekte, die durch die Verwendung von Kochöfen mit verbesserter Effizienz Biomasse einsparen, gibt es jetzt die Möglichkeit, die Credits mit dem CCP-Label auszeichnen zu lassen. Um den strengen Qualitätskriterien des CPP-Programms gerecht zu werden, müssen die aktuell bestehenden Projekte jedoch einige zusätzliche Kriterien zu den aktuellen Methodologien erfüllen. Für Kochofenprojekte betrifft dies vor allem eine Überarbeitung eines Berechnungsfaktors, der den Anteil der nicht-erneuerbaren Biomasse der eingesparten Biomasse anzeigt.

Gold Standard als leitender Standard für hohe Qualität hat deshalb entschieden, ab Januar 2026 die zusätzlichen Kriterien für die Erfüllung der CCP-Vorgaben für alle Projekte verpflichtend zu machen und nicht als optional zu belassen. Dies wird auch einen Teil der von myclimate unterstützten Projekte betreffen und wird einiges an Aufwand mit sich bringen.

Wir begrüßen diese Anpassung aber sehr klar und werden sie umgehend umsetzen, da wir eine einheitlichere Grundlage, die zu mehr Qualität und Integrität von Zertifikaten beiträgt, ausdrücklich unterstützen.

Quellenverzeichnis:

  1. Integrity Council for the Voluntary Carbon Market. (n.d.). Core Carbon Principles. Retrieved August 11, 2025, from https://icvcm.org/core-carbon-principles/
  2. Integrity Council for the Voluntary Carbon Market. (n.d.). About Us. Retrieved August 11, 2025, from https://icvcm.org/about-us/
  3. Gold Standard. (n.d.). Gold Standard among first to meet Integrity Council for the Voluntary Carbon Market’s Core Carbon Principles. Retrieved August 11, 2025, from https://www.goldstandard.org/news/gold-standard-among-first-to-meet-integrity-council-for-the-voluntary-carbon-markets-core-carbon-principles
  4. Gold Standard. (n.d.). RU2025 FNRB application for GS4GG certification. Retrieved August 11, 2025, from https://globalgoals.goldstandard.org/ru2025-fnrb-application-for-gs4gg-certification/
  5. Gold Standard. (n.d.). Gold Standard strengthens certification framework with new rules supporting Paris Agreement alignment and biomass accounting updates. Retrieved August 11, 2025, from https://www.goldstandard.org/news/gold-standard-strengthens-certification-framework-with-new-rules-supporting-paris-agreement-alignment-and-biomass-accounting-updates

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