Doppelte Wesentlichkeitsanalyse: Der Schlüssel für einen erfolgreichen Nachhaltigkeitsbericht

In den myclimate Themenwochen haben wir zuletzt den CSRD-Check für Unternehmen vorgestellt und einen Überblick über den regulatorischen Rahmen der CSRD gegeben. Zu den Meilensteinen der CSRD-Roadmap gehört die doppelte Wesentlichkeitsanalyse mit der zugehörigen Identifikation der Stakeholder. Mit der doppelten Wesentlichkeitsanalyse steht und fällt der unternehmerische Nachhaltigkeitsbericht. Lisa Lettenbichler und Lukas Birgfellner von myclimate erläutern daher im zweiten Teil der Themenwochen das Vorgehen und die Hintergründe der doppelten Wesentlichkeitsanalyse.

Im letzten CSRD Artikel erwähnten wir den Meilenstein der «doppelten Wesentlichkeitsanalyse». Was hat es damit auf sich?  

Lukas Birgfellner, myclimate: Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) hat die NFRD, also die Nonfinancial Reporting Directive, 2023 abgelöst. Sie hat zum Ziel, vergleichbare, standardisierte und verlässliche Informationen über ESG Daten von Unternehmen zur Verfügung zu stellen. An dieser Stelle kommen wir zu den European Sustainability Reporting Standards (ESRS). Sie bilden den Berichtsrahmen für die CSRD und die doppelte Wesentlichkeitsanalyse. Nach diesen Standards müssen alle Unternehmen zukünftig ihr Reporting ausrichten. Sie unterteilen sich in generelle Standards, die jedes Unternehmen gleich berichten muss und in themenbezogene Standards, die durch die doppelte Wesentlichkeitsanalyse definiert werden.

 

Wo liegen hier die Unterschiede?

Lukas: Die generellen Standards sind in allgemeine Anforderungen (ESRS 1) und in allgemeine Angaben (ESRS 2) unterteilt. Dort geht es also um die Vision, die Ziele und die strategische Führung des jeweiligen Unternehmens. Aber eben auch um die sogenannte «doppelte Wesentlichkeitsanalyse», die der eigentliche Kern ist. Demnach sind Unternehmen verpflichtet, sowohl über die Auswirkungen des eigenen Geschäftsbetriebs auf Mensch und Umwelt als auch über die Chancen und Risiken von Nachhaltigkeitsaspekten für das Unternehmen zu berichten.  

Die Ergebnisse aus der doppelten Wesentlichkeitsanalyse entscheiden darüber, über welche Aspekte das Unternehmen in den Bereichen Umwelt, Soziales, und Governance der themenbezogenen Standards berichten muss. Deswegen ist die doppelte Wesentlichkeitsanalyse der erste wichtige Schritt und der Schlüssel für einen erfolgreichen Nachhaltigkeitsbericht, der CSRD-konform ist.

Wie funktioniert die doppelte Wesentlichkeitsanalyse?  

Lukas: Eine erste Idee und Richtung erhalten wir bereits im Kick-Off Workshop der myclimate CSRD-Beratung. Hier werden u.a. die Hauptziele bestimmt, Kommunikationswege festgelegt und die notwendigen Ressourcen definiert. Aber konkret befassen wir uns mit der doppelten Wesentlichkeitsanalyse dann im nächsten Schritt der myclimate CSRD-Roadmap. Ob ein Nachhaltigkeitsthema wesentlich und grundsätzlich berichtspflichtig ist, prüft die doppelte Wesentlichkeitsanalyse naturgemäß in zwei Richtungen.

Die «Impact Wesentlichkeit» prüft auf tatsächliche oder potenzielle Auswirkungen des Unternehmens auf Mensch und Umwelt. Also die inside-out-Perspektive. Ein Beispiel: Wenn ein Unternehmen zur Rohstoffgewinnung Wälder rodet, kann es zu einem Verlust von Biodiversität und der Beeinträchtigung von Ökosystem kommen. Das führt zu langfristigen ökologischen Schäden mit potenziellen Folgen für die lokale Wirtschaft und die Klimaregulation.  

Die «Finanzielle Wesentlichkeit» bezieht sich auf die Prüfung der kurz-, mittel- und langfristigen finanziellen Auswirkungen, die bestimmte externe Entwicklungen auf ein Unternehmen haben können. Ein aktuelles Beispiel ist die zunehmende globale Sensibilisierung für Plastikverschmutzung, die zu strengeren Umweltauflagen bei der Verwendung von Einwegplastik führt. Für Unternehmen in der Verpackungsindustrie resultieren daraus sowohl Risiken als auch Chancen:

  • Risiken: Die Anpassung an neue Umweltauflagen kann kurzfristig erhebliche Investitionen erfordern. Die Umstellung auf umweltfreundliche Verpackungsalternativen könnte initial zu finanziellen Belastungen führen, insbesondere durch die Kosten für Forschung, Entwicklung und Neugestaltung der Produktionsprozesse.
  • Chancen: Gleichzeitig bietet die Entwicklung und das Angebot nachhaltiger Verpackungslösungen eine hervorragende Gelegenheit, sich als Vorreiter in einem wachsenden Markt zu positionieren. Unternehmen, die sich frühzeitig anpassen, können von einer zunehmenden Kundennachfrage und einer verbesserten Kundenbindung profitieren, da Verbraucher zunehmend umweltfreundliche Produkte bevorzugen.

Durch die proaktive Anpassung an diese Trends können Unternehmen nicht nur ihre Marktstellung verbessern, sondern auch langfristig ihre Geschäftstätigkeit sichern.

Wie unterstützt myclimate Unternehmen bei diesem Schritt der doppelten Wesentlichkeitsanalyse?

Lisa Lettenbichler, myclimate: Wir prüfen systematisch mit dem Unternehmen für sämtliche Nachhaltigkeitsaspekte die Auswirkungen ausgehend vom Unternehmen bzw. die Chancen und Risiken für das Unternehmen. Ein besonderes Augenmerk bedarf es bei branchen- und unternehmensspezifischen Auswirkungen. Deswegen ist es wichtig, dass wir gemeinsam mit dem Unternehmen analysieren, wo es innerhalb der Wertschöpfungskette Berührungspunkte zu den eben genannten Themen gibt und wo wir detailliert in die unternehmerischen Tätigkeiten hineinzoomen müssen.  

In der Praxis könnte dies wie folgt aussehen: Wenn wir uns im Bereich der themenbezogenen ESRS behandelten E-Nachhaltigkeitsthemen bewegen, sprechen wir konkret von den fünf Themen Klimawandel, Umweltverschmutzung, Wasser- und Meeresressourcen, biologische Vielfalt und Ökosysteme sowie Ressourcennutzung und Kreislaufwirtschaft. Mit dem Unternehmen werfen wir nun einen Blick auf das Thema «Wasser».  Das startet mit der zunächst simpel anmutenden Frage nach dem Wasserverbrauch. Gemeinsam prüfen wir, wo es zu diesem Thema Berührungspunkte innerhalb der Wertschöpfungskette gibt. Bei einem Textilunternehmen wäre das neben dem Verbrauch am Bürostandort die Produktion der Rohstoffe wie etwa Baumwolle. Erst danach geht es in die Bewertung und somit Filterung der Daten hinsichtlich der Auswirkungswesentlichkeit und der finanziellen Wesentlichkeit. Dieser Schritt ist besonders intensiv, weil viele interne Ressourcen benötigt werden und eine hohe Anzahl von Datenpunkten geprüft werden muss.  

Um das zu realisieren, müssen auch die Stakeholder identifiziert und mit einbezogen werden, damit diese die Bewertung der Themen validieren oder ergänzen können. Die Einbeziehung der Stakeholder wird in der ESRS mehrfach betont. Stakeholder könnten zum einen die Mitarbeitenden, Kunden, Lieferant*innen, Banken, Investor*innen, aber zum anderen auch sogenannte stillen Stille interessensträger wie beispielsweise die Natur sein. Bei diesem Prozess der Identifikation, Kontaktaufnahme und dem Abgleich der Datenpunkte arbeitet myclimate natürlich unterstützend sowie eng mit dem Unternehmen zusammen.  

 

Was geschieht mit all diesen Daten, wenn sie erhoben sind?

Lisa: Dann geht es zum nächsten Meilenstein der myclimate CSRD-Roadmap: dem Gap Assessment. Hier werden die für die Berichterstattung benötigten KPIs und Datenpunkte final identifiziert. Die Projektergebnisse werden gesichert und für die Prüfungskonformität und den Due-Diligence-Prozess detailliert dokumentiert und präsentiert.  

An dieser Stelle kommt unsere webbasierten Softwarelösung «myclimate EcoCloud» ins Spiel, die dafür sorgt, dass die gewonnenen Daten schlussendlich die Basis für einen CSRD-konformen Nachhaltigkeitsbericht ergeben. Die myclimate EcoCloud vereint sämtliche Nachhaltigkeitsanalysen auf einer Onlineoberfläche. Sie bildet das Herzstück für eine ganzheitliche Klimastrategie, welche die CSRD, weitere Berichtspflichten, die unternehmerische Vision und mehr in einem strategischen aufeinander abgestimmten Konzept vereint. 

 

Was eine Klimastrategie ist, wie sie in der CSRD-Anwendung findet und welche Vorteile damit einhergehen, erfahren Sie im kommenden Beitrag der myclimate CSRD-Themenwochen.

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Sie wollen alles aus einer Hand in einem digitalen Format? Dann melden Sie sich für unseren myclimate Cloud Talk am 8. Mai von 14.30 bis 15.30 Uhr an. Wir begrüßen dort u.a. die Geschäftsführerin des Bundesverbands Nachhaltige Wirtschaft (BNW) Dr. Katharina Reuter.

 

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