Eiskalter Klimaschutz: Kölner Haie legen vor

Die Deutsche Eishockey Liga (PENNY DEL) nimmt zur Saison 2024/25 erstmals Nachhaltigkeitskriterien in ihre Lizenzprüfung auf. Dafür votierten alle Clubs der Liga einstimmig. Mit dabei: Die Kölner Haie. myclimate unterstützt sowohl die PENNY DEL als auch die Kölner Haie bei der Erreichung der gesetzten Ziele. Daniel Schultes, Direktor B2B von den Kölner Haien und Benno von der Dovenmühle, Corporate Partnerships Manager bei myclimate sprechen im Interview über die Klimaschutzmöglichkeiten im Sport, wo Veränderungen jetzt notwendig sind und was bereits auf den Weg gebracht wurde.

Foto: Johnny Brungs

Daniel, wie kam es dazu, dass ihr euch als Club mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandergesetzt habt? 

Daniel: Wir haben uns als Club früh auf den Weg gemacht. Gründe waren und sind die gesellschaftliche Verantwortung, Kosteneinsparung, Vorbildfunktion und auch das Sponsoreninteresse, dem wir als Verein nachgehen. Im Bereich der sozialen Nachhaltigkeit sind wir bereits seit vielen Jahren sehr engagiert und haben viele wichtige und für die Gesellschaft gewinnbringende Projekte umgesetzt.

Aus ökologischer Nachhaltigkeitssicht ist Eishockey ein Sport, der häufig mit hohen Energieemissionen verbunden wird. Durch eine transparente Ermittlung der CO2-Emissionen und den verbundenen Möglichkeiten, die Emissionen zu reduzieren, erhoffen wir uns, einen nachhaltigen Weg gemeinsam mit den anderen DEL-Vereinen zu gehen.  

Wir haben daher folgendes schon umgesetzt. Die Fahrzeuge unserer Spieler sind – gemeinsam mit unserem Mobilitätspartner Toyota - bis auf vereinzelte Ausnahmen Hybridwagen, die Emissionen einsparen. Zudem werden die Arbeitsausweise, Dauerkarten für unsere Fans und die Mitgliedsausweise des Kids-Club durch unseren Partner NatureCards klimaneutral und biologisch abbaubar hergestellt. Auch die Einführung eines Mehrwegbecher-Konzeptes in der LANXESS arena war ein weiterer wichtiger Schritt.

Parallel zu unseren eigenen Nachhaltigkeitsprojekten fand unter unserer Teilnahme ein Prozess auf Ebene der Deutsche Eishockey Liga (PENNY DEL) statt, der darin mündete, dass zur Saison 2024/25 erstmals Nachhaltigkeitskriterien in der Lizenzprüfung aufgenommen wurden.

 

Was bedeutet das konkret?

Daniel: In den Kriterien ist u.a. festgehalten, dass jeder Club ein Nachhaltigkeitsbekenntnis in seinem Gesellschaftsvertrag nachzuweisen hat. Neben einem nach Vorgaben der Ligagesellschaft qualifizierten Nachhaltigkeitsbeauftragten, haben sich alle Clubs verpflichtet, den eigenen CO2-Fußabdruck zu messen und danach alle zwei Jahre zu aktualisieren. Zudem ist jeder Club verpflichtet, einen Reduktionspfad zu erarbeiten, der sich am Ziel des Ligabüros orientiert, dessen eigene Bilanz bis zum Jahr 2030 um 50 Prozent zu reduzieren und bis 2040 eine vollständige Klimaneutralität anzustreben. Etwaige Abweichungen von diesem Ziel müssen begründet werden.

Als Kölner Haie gehen wir noch einen Schritt weiter. Statt alle zwei Jahren erstellen wir mit der myclimate Berechnungsplattform smart3 zu jeder Saison eine Klimabilanz, um unsere Emissionsherde kennenzulernen und Fortschritte zu messen.

 

Benno, du bist bei myclimate für Sportorganisationen und Sportvereine verantwortlich. Warum ist der Sport für den Klimaschutz so relevant?

Benno: Wir müssen im Klimaschutz schneller werden und rasch die Emissionen runterbringen, um die Klimaziele zu erreichen. Dafür kann der Sport Menschen aus allen Bereichen zusammenbringen und für den Klimaschutz sensibilisieren. Und das in einer sehr großen Zahl. Gerade erst haben wir u.a. gemeinsam mit Sports for Future den Sportvereinsrechner veröffentlicht. Damit erreichen wir potenziell rund 90.000 Amateurvereine bzw. 27 Mio. Mitglieder. Sie erhalten damit erstmals die Möglichkeit, sich kostenfrei und vereinsbezogen einen Überblick über die eigenen Emissionen zu verschaffen. Im zweiten Schritt können sie dann Maßnahmen zur CO2-Reduktion mit den Vereinsmitgliedern, den Fans und auch den Sponsoren angehen. Über den Sport können also extrem gut Menschen für den Klimaschutz aktiviert werden.

Andererseits liegen im Sport auch gewaltige Einsparmöglichkeiten. Von der Mobilität der Spieler und Fans, über die Ernährung bis hin zu Energie sowie Location gibt es viele Stellschrauben. Viele davon sind den Vereinen noch nicht bewusst.

 

Daniel, wie erlebt ihr die Zusammenarbeit mit myclimate?

Daniel: Vom Start der Zusammenarbeit an sind wir sehr zufrieden mit myclimate und deren Expertise beim Thema Nachhaltigkeit und CO2-Fußabdruck Ermittlung. Im Eishockey gilt es viele Themen aufzuschlüsseln, die es in anderen Sportarten so vergleichbar nicht gibt. Wir schätzen daher die Möglichkeit, gemeinsam an nachhaltigen Lösungen zu arbeiten, ein stabiles Konzept für die Errechnung der Emissionen aufzustellen und dadurch den Fußabdruck über die kommenden Jahre stetig zu verringern. Wir sind stolz darauf, Teil dieser Partnerschaft zu sein und freuen uns auf die Fortsetzung unserer gemeinsamen Bemühungen, die Zukunft auf allen Ebenen nachhaltiger zu gestalten. Für uns ist es sehr wichtig, dass wir mit myclimate ein kompetentes Unternehmen an unserer Seite haben, dass uns vor allem jetzt zu Beginn der Ermittlung unseres CO2-Fußabdrucks weiterhelfen und beraten kann.

 

Benno, wo liegen die Herausforderungen für Sportorganisationen und -vereinen?

Benno: Viele Sportverbände und -vereine entwickeln eigene Nachhaltigkeitskonzepte und große Sportligen, wie die Deutsche Fußball Liga, die Deutsche Eishockey Liga und die Basketball Bundesliga integrieren Nachhaltigkeitskriterien in ihre Lizenzvergabe. Zusätzlich spielen auch neue Klimaschutzstandards und -anforderungen eine wichtige Rolle.  

Dafür haben wir in den vergangenen Jahren das Angebot für Sportvereine ausgebaut und individuell angepasst. Denn jede Sportart bringt eigene Parameter mit. Beim Golfsport müssen wir auf andere Spezifika eingehen als beim Amateurfußball oder dem Eishockeysport.   

Zu den größten Herausforderungen zählen neben der Etablierung eines einheitlichen Orientierungs- und Handlungsrahmens die konkrete Umsetzung messbarer Klimaschutzmaßnahmen in der Sportpraxis. Auch hier begleiten wir die Organisationen und Vereine bei der Interpretation der Daten und den daraus resultierenden Maßnahmen.

 

Was bedeutet das speziell für den Eishockeysport?  

Benno: Im konkreten Fall des Eishockeysports liegen die Herausforderungen zum Beispiel in der Spiel- und Reiseerfassung. Testspiele vor der Saison oder die Teilnahme am europäischen Wettbewerb liegen außerhalb des regulären Ligabetriebs und erschweren eine Vergleichbarkeit. Ebenso werden Flugreisen der Spieler vor und nach der Saison erfasst, allerdings muss zwischen vom Verein organisierten und privaten Reisen differenziert werden.  

Ein anderes Beispiel ist der Umgang mit Multifunktionshallen. Einige Klubs tragen ihre Spiele in Eishallen aus, während beispielsweise die Kölner Haie in einer der größten Multifunktionshallen Europas spielen. Die Ermittlung des Energieverbrauchs gestaltet sich aufgrund standortspezifischer Faktoren somit als überaus komplex. Allein dieser knappe Exkurs spiegelt den Spagat wider, einerseits gangbare Messmethoden und Lösungen zu finden, welche die Klubs nicht zusätzlich überfordern und andererseits klare Regeln zur Erfassung von Spielen, Reisen und Energieverbräuchen zu definieren.

 

Gibt es  weitere Gründe, jetzt den Klimaschutz anzugehen?

Benno: Das hat neben dem reinen Interesse an Klimaschutz oft ganz pragmatische und zukunftsorientierte Gründe. Auch Sponsoren wollen Vereine haben, die sich um das Thema der Nachhaltigkeit kümmern. Zudem können Vereine mit einfachen Maßnahmen mittelfristig Kosten einsparen. Etwa mit Solaranlagen, LED-Beleuchtung, Abfallreduzierung, aber auch mit einer zielgerichteten Bewässerung oder einer angepassten Begrünung, die robuster ist und weniger Dünger benötigt. Das ist nur ein Bruchteil an möglichen Maßnahmen. Aber allein diese Bandbreite zeigt, wie Ziele erreicht werden können und sich ein Verein modern und mit Verantwortung für die Zukunft des Nachwuchses einbringen kann.

 

Daniel, was sind eure nächsten Schritte oder Ziele?

Daniel: Nachdem wir bald mit der Ermittlung des eigenen CO2-Fußabdrucks unseren Status quo berechnet haben, geht es für uns an die Erarbeitung des Reduktionspfades. Bei der ersten Ermittlung ergeben sich direkt Messwerte, bei denen man ressourcenschonender handeln kann. Unser Ziel ist es, dann zusammen mit allen Stakeholdern gemeinsam Projekte zu entwickeln, bei denen beide Seiten profitieren und wir gleichzeitig unsere Emissionen reduzieren.

Eine Idee bzw. ein Ansatz ist dabei z.B. die Teil-Umstellung unserer Fahrzeugflotte für Spieler auf E-Autos zusammen mit unserem Hauptsponsor Toyota. Auf Dauer wird es für uns – sowie für viele andere Eishockey-Clubs – die Herausforderung sein, das nahhaltige Denken als festen Bestandteil in die Unternehmensführung zu integrieren, da die Strukturen und auch damit verbundenen Budgets nicht so ausgeprägt sind, wie z.B. im Fußball. Wir sind uns jedoch sicher mit den getroffenen Maßnahmen einen guten Grundstein dafür gelegt zu haben. Es ist wichtig, dass alle Clubs sich untereinander helfen, denn anders als auf dem Eis müssen wir für die Erreichung der Ziele alle zusammenarbeiten. 

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