Partnerportrait Eidgenössisches Schwing- und Älplerfest – «Wir schaffen ein Paradebeispiel»

Das Organisationskomitee des Eidgenössischen Schwing-​ und Älplerfests ESAF 2019 in Zug will das nachhaltigste Schwingfest aller Zeiten ausrichten. Gemeinsam mit Besuchern und den Sponsoren und mit Hilfe von myclimate soll das Fest klimaneutral und zum Vorreiterevent in allen Bereichen der Nachhaltigkeit werden. OK-Präsident Heinz Tännler und Nachhaltigkeitsverantwortlicher Andreas Lustenberger schüren im Interview die Vorfreude auf das ESAF 2019 in Zug.

 

Heinz Tännler und Andreas Lustenberger

Worin liegt die Faszination des Schwingens und speziell des «Eidgenössischen Schwing- und Älplerfestes»?

Heinz Tännler: Schwingen ist ein Sport, den es nur in der Schweiz gibt. Auch wenn er in der Deutschschweiz und speziell der Innerschweiz am stärksten verbreitet ist, wird er in allen Landesteilen ausgeübt. Die Verbindung aus «urchigem» Sport, Tradition und Heimat sowie einem fröhlichen, ruhigen Fest entspricht einer Sehnsucht vieler Menschen der heutigen Zeit. Der springende Punkt ist, Schwingen ist ein Sport, bei dem Freundschaft und Fairness eine zentrale Rolle spielen.

Warum setzt ein Anlass wie das ESAF auf Nachhaltigkeit?

Tännler: Das ESAF ist ein Megaevent, da kommen mehr als 300’000 Leute über drei Tage nach Zug. Das sind Herausforderungen und sicherlich auch Belastungen für das gesamte Umfeld. Es ist einfach zeitgerecht, dass man dem Bedeutung beimisst und einen solchen Event so nachhaltig wie möglich austrägt. 

Inwieweit gehen die Massnahmen 2019 über die Anstrengungen bei vorherigen Schwing- und Älplerfesten hinaus?

Andreas Lustenberger: Wir haben uns schon daran orientiert, was in Burgdorf und Estavayer gemacht worden ist. Die guten Sachen haben wir natürlich übernommen. Die Inkludierung des ÖV-Billets ist sicher nichts Neues. Aber, wir haben auch geschaut, was wir neu oder besser machen können. Der neue Pocket-Festführer ist da ein gutes Beispiel. Wir machen jetzt ein gleich gutes Produkt, sparen aber 18 Tonnen Papier ein. Auch für ein Depotkonzept war es an der Zeit.

Wir haben uns aber bewusst entschieden, Nachhaltigkeit bei uns, in allen Abteilungen und beim OK hoch anzusiedeln. Wir haben dafür mehr als 20 Massnahmen identifiziert. Zum ersten Mal werden wir eine umfassende CO₂-Berechnung durchführen und diese präsentieren. Damit wollen wir nicht nur CO₂-Emissionen oder auch Abfälle reduzieren. Wir haben uns bewusst für eine Kompensationslösung entschieden.

Wir hoffen, dass wir mit diesen Pioniermassnahmen ein gutes Beispiel setzen, nicht nur für Schwingfeste, sondern für grosse Sportanlässe generell. 

Welche Bereiche einer Grossveranstaltung bergen Ihrer Meinung nach das grösste Potenzial, um nachhaltiger zu werden?

Lustenberger: Es kommen so viele Gäste, daher ist Mobilität ein ganz wichtiger Aspekt. Daher haben wir den ÖV inkludiert, alle Gäste mit weiterer Anreise haben das im Ticket dabei. Auch auf den Bereich «Food» legen wir Wert, auf verwendete Produkte möglichst aus der Schweiz und aus der Region. Und, natürlich die Abfälle, wir wollen sie vermeiden, so weit es geht, oder sie wiederverwerten. Die Werbeblachen werden nachher zu Taschen verarbeitet. Das Sägemehl geht an Landwirte oder kann für die Hochmoorrenaturierung eingesetzt werden.

Welche Nachhaltigkeitsmassnahmen können Festbesucher unmittelbar erleben?

Lustenberger: Der ÖV ist der erste Schritt, nutzen Sie das als Besucher, das Festgelände ist so gut erschlossen. Nachher animieren wir die Besucher, dass sie ihr Flaschendepot auch für den Nachhaltigkeitsfonds spenden. Alleine, wenn Sie den neuen Festführer in den Händen halten, merken sie schon, dass hier etwas Neues passiert.

Tännler: Das Publikum hat auch eine Verantwortung. Wenn man an ein solches Fest, einen solchen Grossanlass geht, dann muss man sich bewusst werden, dass davon Anspruchsgruppen und auch die Natur betroffen sind. Und da muss auch das Publikum seinen Beitrag leisten. Ich bin fest überzeugt, dass das Publikum das Nachhaltigkeitskonzept mittragen wird. Ich habe zu allen Massnahmen Depotkonzept, Parkregelung, Festführer im Vorfeld bislang keine einzige negative Rückmeldung bekommen und das freut mich.

Wie sehen sie die Auswirkungen der Nachhaltigkeitsmassnahmen auf ihr Veranstaltungsbudget?

Tännler: Das ist eigentlich das Schöne: Die Kosten sind marginal, Nachhaltigkeitsmassnahmen sind nicht budgetrelevant. Es ist nur eine Frage des Willens, ob man einen Anlass nachhaltig umsetzen will. Im Gegenteil: Wenn man sein Konzept wie unseres zu 100% umsetzt, dann kann man der Region und der Umwelt hier sogar noch ganz konkret etwas zurückgeben.

Wie schafft man es bei der Planung einer solchen Veranstaltung alle internen Verantwortlichen und Mitarbeitenden sowie die externen Partner für die Nachhaltigkeit mit in den Ring zu holen?

Lustenberger: Es ist ganz wichtig, dass man Nachhaltigkeit auf einem hohen Level, der Managementebene ansiedelt. Wir haben direkt zu Beginn der Planungen mit allen Abteilungen einen Workshop durchgeführt und gemeinsam die Ziele definiert. Man muss alle ins Boot holen, dann funktioniert es.

Inwieweit nehmen Sie auch Dienstleister und die weiteren Sponsoren auf ihrem Nachhaltigkeitsweg mit?

Tännler:  Ich gebe gerne ein zwei Beispiele: Das Samplingkonzept ist ganz wichtig. Die Sponsoren verzichten auf Werbung vor Ort. Das hat eine grosse Wirkung. Oder der Festführer, wo wir auf das klasssiche «Buch» verzichten. Oder natürlich durch das Depotkonzept. Unser Nachhaltigkeitskonzept wird breit getragen.

Wie wichtig ist bei einem Konzept die Hilfe externer Partner und die Zusammenarbeit mit myclimate?

Lustenberger: Wichtig. Man kann einiges selber machen, wir haben vier gute Leute mit dem passenden Hintergrund im Team, aber es braucht trotzdem Unterstützung. myclimate ist gemeinnützig unterwegs und hat gute Projekte. Das Lässige ist, dass wir mit dem Modell myclimate «Cause We Care» als OK mit den Besuchern und Sponsoren gemeinsam die Nachhaltigkeit voranbringen, global und lokal, vor Ort hier in Zug.

Tännler: Die Abteilung Nachhaltigkeit von Andi Lustenberger hat einen Partner gesucht. myclimate hat hier grosses Know-how, national und international. Wir sind glaube ich gut bedient, mit myclimate und dem Programm «Cause We Care» die verschiedenen Projekte zusammen umzusetzen.

Was ist Ihr Wunsch und Ziel für das Fest?

Tännler: Sicherlich, dass ein Innerschweizer Schwingerkönig wird. Vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeit, dass wir unser Ziel erreichen und weitestgehend CO₂-neutral werden.

Lustenberger: Wir haben klar,gesagt: «Wir wollen das erste klimaneutrale Schwingfest durchführen». Wir wollen aber genauso zeigen, was man bei solchen grossen Anlässen sinnvoll für mehr Nachhaltigkeit tun kann. Wir merken, dass andere Anlässe daran interessiert sind, was wir da machen. Ich erhoffe mir, dass wir ein Paradebeispiel schaffen. Wir möchten Vorreiter für künftige, nachhaltige Grossanlässe sein, Das passt gut zum Eidgenössischen Schwingfest in Zug.

Bleiben Sie informiert!