myclimate Positionspapier für Transport- und Logistik-Kunden

Berechnung der CO2e-Emissionen im Transportbereich

Mobilität und Transport Branche

 

Ausgangssituation:
Im Kontext der CO2e-Bilanzierung von Unternehmen und Waren spielen Transporte eine wesentliche Rolle. Wie bei jeder Ökobilanzierung hat dabei die Wahl der Systemgrenzen erheblichen Einfluss auf die Ergebnisse. In den letzten Jahren sind für die Berechnung von Transport-Emissionen verschiedene Ansätze entwickelt worden, die sich bezüglich Systemgrenzen (und damit Ergebnissen) teilweise gravierend unterscheiden. Aus Sicht von myclimate weisen dabei insbesondere der weit verbreitete GLECStandard und die Normen DIN 16258 und ISO 14083 im Hinblick auf die umweltwissenschaftliche Vollständigkeit Schwächen auf.
 

Problematik:
Die Vergleichbarkeit von Ergebnissen ist nicht gewährleistet, wenn die Systemgrenzen unterschiedlich gewählt werden. Da Emissionswerte zunehmend auch als Zuschlagskriterium bei der Vergabe von Aufträgen (z.B. Ausschreibungen) relevant werden, besteht somit die Gefahr, dass ein Anbieter mit ökologisch gleichwertiger (oder sogar besserer) Fahrzeugflotte weniger ökologisch erscheint, wenn er bei der Emissionsberechnung vollständigere Systemgrenzen wählt. Ein solcher Wettbewerbsnachteil ist offensichtlich nicht akzeptabel.


Ziel des Dokuments:
Ziel des Dokuments ist es daher, die unterschiedlichen Berechnungsansätze zu vergleichen und damit eine Transparenz zu schaffen bezüglich Ihrer jeweiligen Stärken und Schwächen. Aus Sicht von myclimate ist dieses Wissen um die Unterschiede bei den Berechnungen die Voraussetzung für eine qualifizierte Diskussion bezüglich geeigneter Systemgrenzen und der Vergleichbarkeit von Ergebnissen.


Inhalt des Dokuments:

  • Dieses Dokument zeigt die verschiedenen Berechnungsansätze für die Ermittlung der CO2e1-Emissionen im Transportwesen auf.
  • Es beschreibt das transparente Vorgehen von myclimate im Austausch mit Logistik-Kund*innen bei unterschiedlichen Ansätzen bezüglich Systemgrenzen.

1 Als Indikator wird das Treibhauspotential bezogen auf den Zeitraum von 100 Jahren gemäss (IPCC, 2021) verwendet, ausgedrückt in CO2-Äquivalenten (CO2e). Die 7 relevanten Treibhausgase, die zum Klimawandel beitragen, sind Kohlenstoffdioxid (CO2), Methan (CH4), Lachgas (N2O) Hydrofluorkarbonate, Perfluorkohlenwasserstoffe, Schwefelhexafluorid (SF6) und Stickstoff Trifluorid (NF3). Die verschiedenen Treibhausgase tragen unterschiedlich zur Klimaerwärmung bei, weshalb sie in CO2 -Äquivalente (sog. CO2e) umgerechnet werden.


Hintergrund:

  • Insbesondere grosse Firmen beauftragen meistens Logistikunternehmen, um den Transport ihrer Ware durchzuführen und sicherzustellen. Da diese Aktivitäten im Verantwortungsbereich der auftraggebenden Firma liegen, müssen die verursachten Treibhausgasemissionen in den CO2-Fussabdruck miteingerechnet werden (nach GHG Protocol und weiteren internationalen Standards).
  • Der Druck zur Berichterstattung und Erstellung einer Treibhausgasbilanz durch Standards, Normen und Richtlinien nimmt stetig zu.
  • In den letzten Jahren sind eigene Standards entstanden (z.B. der GLEC-Standard), welche beschreiben, wie die CO2e-Emissionen der Transportflotten berechnet werden sollen.
  • Häufig sind diese Berechnungsgrundlagen nicht kongruent mit der Methodik der Lebenszyklusanalyse, welche in der Ökobilanzierung eingesetzt wird (ISO 14040 / ISO 14044).
  • Die aufgrund der Methode der Ökobilanzierung berechneten Treibhausgasemissionen sind im Schnitt ca. 18 – 25% höher als die über den GLEC-Standard berechneten Emissionen.

 

Berechnungsmethoden:

  • In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass berichterstattende Logistikunternehmen ihre Treibhausgasemissionen häufig nach dem GLEC-Standard oder der DIN-Norm 16258 / ISO 14083 berechnen (lassen):
    • GLEC (Global Logistics Emissions Council): Betrachtung aller WTW-Emissionen (Wellto-Wheel, Treibstoff inklusive Vorkette), OHNE die Emissionen für Herstellung, Wartung/Unterhalt sowie Entsorgung der Fahrzeuge und der Infrastruktur (siehe ANNEX 1).
    • DIN Standard 16258: Gleiche Systemgrenzen wie GLEC (siehe ANNEX 2).
    • ISO 14083: Löst DIN Standard 16258 ab, gleiche Systemgrenzen wie GLEC (siehe ANNEX 3)
  • myclimate folgt den Systemgrenzen der ISO-Normen für Ökobilanzierung (ISO14040 /ISO 14044), bei der der Lebenszyklusansatz zur Anwendung kommt: Sprich, alle Emissionen über den gesamten Lebenszyklus eines Transportes werden betrachtet, einschliesslich anteilsmässiger Herstellung und Entsorgung des Transportgefährts, Wartung und Strasseninfrastruktur (vgl. z.B. Berechnungsmethodik von ecoinvent Datenbank oder Mobitool). Vereinfacht formuliert folgt dieser Ansatz stringent der Fragestellung, welche Emissionen gesamthaft entstanden sind, um einen bestimmten Transport bewerkstelligen zu können. 
     

myclimate Lösungsansatz für Transportunternehmen:

  • myclimate weist im Kundengespräch konsequent auf die aktuelle Situation unterschiedlicher Berechnungsansätze der Treibhausgasemissionen von Transporten hin und zeigt die Unterschiede klar auf.
  • Eine Berechnung durch myclimate nach GLEC-, DIN 16258- oder ISO 14083-Standard ist möglich. Dabei wird explizit angegeben, welcher Standard bei der Berechnung verwendet wird. Konkret heisst dies:
    • Auf der von myclimate erstellten CO2e-Bilanz, wie auch auf der Webseite oder andern Kommunikationskanälen der Transport- und/oder Logistikfirma wird klar und deutlich deklariert, welche Systemgrenzen bzw. Berechnungsgrundlagen den Resultaten zugrunde liegen.
    • Da das myclimate «Wirkt.Nachhaltig»-Label die Aussage macht, dass die Emissionen umfassend berechnet wurden und ein entsprechend hoher Klimaschutzbeitrag geleistet wird, kann das Label nur für Firmen ausgestellt werden, welche den gesamtenLebenszyklus als Systemgrenze berücksichtigen (also inklusive Fahrzeug- und Infrastrukturanteile).
  • Verfügt ein Kunde nur über GLEC/DIN 16258/ISO 14083 Berechnungen, möchte aber dennoch freiwillig bei myclimate einen Klimaschutzbeitrag in der Höhe der Transportemissionen seiner Flotte/Firma leisten, dann wird auf diese Werte je nach Transportart ein Aufschlag von 18 – 25 % berechnet.
  • Die Berechnung der Treibhausgasemissionen für Flugwaren bedarf einer speziellen Analyse. Beim Flugtransport kommt nach Auffassung der wissenschaftlichen Community der RFI («Radiative Forcing Index») zum Zuge, welcher die Klimaerwärmung der Nicht-CO2-Emissionen2 in der höheren Atmosphäre berücksichtigt. Dieser RFI wird beim GLEC-, DIN16258- und ISO 14083-Standard nicht in die Berechnungen miteinbezogen (vgl. ANNEX 1 und ANNEX 2), bei myclimate jedoch konsequent angewendet. 

 

2Nach aktuellem Kenntnisstand verursachen Kondensstreifen und die daraus gebildete hohe dünne Bewölkung (Zirren) die grösste Klimawirkung der Nicht-CO2-Emissionen, eine deutlich höhere als der Effekt von CO2. [Neu U (2021) Die Auswirkungen der Flugverkehrsemissionen auf das Klima. Swiss Academies Communications.

 

Gerne beraten wir Sie bezüglich Ihrer spezifischen Transportfragestellungen und einem angemessenen Umgang mit den entsprechenden Emissionsberechnungen. 
Martin Lehmann: martin.lehmann@myclimate.org
Christian Lehmann: christian.lehmann@myclimate.org

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