Der Handlungsdruck in Sachen Klimaschutz steigt. Erst kürzlich hat das Bundesverfassungsgericht entschieden, dass die Ziele des Klimaschutzplans 2050 unzureichend sind. Die Folge: Die Bundesregierung musste das angepeilte Ziel bis zur Treibhausgasneutralität fünf Jahre vorziehen und Zwischenziele schärfen. Deutschland soll nun bis zum Jahr 2045 treibhausgasneutral sein. Dass diese Entscheidung auch unmittelbare Auswirkungen auf Unternehmen hat, wird bereits deutlich, denn das Bundesumweltministerium erhöht jetzt den Druck auf einzelne Wirtschaftssektoren und reicht die verschärften Emissionsminderungsziele weiter. Für weitsichtige Klimaschutzpioniere ist dies keine Überraschung, aber wie sieht es mit der breiten Masse der Unternehmen aus? myclimate hat stichprobenartig nachgehakt, um herauszufinden wie gut CSR-Manager aktuell vorbereitet sind, wenn es um Zielsetzungen und Maßnahmen zur Eindämmung der globalen Erwärmung geht.
Das sind die wichtigsten drei Klimaschutzmotive für Unternehmen
Nach den Beweggründen der Unternehmen, sich eigene Emissionsminderungsziele zu stecken und Klimaschutzmaßnahmen umzusetzen, hat myclimate die Unternehmen als erstes gefragt. Dabei konnten die Befragten mehrere Gründe nennen. Fast zwei Drittel haben angegeben, dass sich die unternehmerischen Marktchancen durch Klimaschutzmaßnahmen optimieren lassen. Darüber hinaus ist Employer Branding, also die Positionierung des Unternehmens als attraktiver und zukunftsträchtiger Arbeitgeber, für weitere 60 Prozent ein wichtiger Motivationsgrund für den Klimaschutz. Etwas mehr als die Hälfte sieht gesetzliche Rahmenbedingungen als treibenden Faktor. myclimate-Deutschland-Geschäftsführer Stefan Baumeister zeigt sich darüber erfreut: «Nicht die gesetzlichen Vorgaben und Mindeststandards stehen für die Unternehmen an erster Stelle, wenn es um Klimaschutz geht, sondern die sich öffnenden positiven Marktchancen und die Attraktivitätssteigerung als Arbeitgeber. Diese Motivation ist für Unternehmen das richtige Fundament für strategischen und langfristig gedachten Klimaschutz.»
Viel Potenzial bei der CO2-Bilanzierung des eigenen Unternehmens noch ungenutzt
Neben der Motivation bildet die Berechnung des unternehmerischen CO2-Fußabdrucks die Grundlage für unternehmerischen Klimaschutz, worauf sich die nächste Frage in der myclimate-Umfrage bezogen hat. Hier zeigen die Antworten, dass zwei Drittel der Umfrage-Teilnehmenden sich bereits mit der Treibhausgas-Bilanz ihrer Geschäftstätigkeiten auseinandergesetzt hat. Einen großen Schritt weiter sind rund 35 Prozent der teilnehmenden Unternehmen, denn sie haben bereits einen Corporate Carbon Footprint (CCF) für die Scopes 1 bis 3 erstellt. Dabei werden neben den direkten Emissionen (Scope 1) und den Emissionen aus eingekaufter Energie (Scope 2) auch weitere indirekte Emissionen (Scope 3) in die Berechnung einbezogen.
Im Gegensatz dazu haben sich jedoch rund 20 Prozent noch nicht mit Ökobilanzierungen beschäftigt. Ein positives Zeichen ist jedoch, dass 12 Prozent der Umfrage-Teilnehmenden planen, den CCF in den nächsten zwei Jahren zu berechnen. Damit sich der Ausstoß an Treibhausgasen vermindert und das verschärfte Ziel der Bundesregierung erreicht werden kann, ist es wichtig, dass sich Unternehmen Reduktionsziele setzen. Ungefähr die Hälfte der Teilnehmenden hat angegeben, dass sie CO2-Reduktionsziele formuliert haben. Die selbstgesteckten Ziele sind dabei unterschiedlich ambitioniert und reichen von «Klimaneutralität im Jahr 2025» bis hin zur geplanten Erreichung dieses Ziels im Jahr 2050.
Wissenschaftlich basierte Emissionsminderungsziele im Rahmen der SBTi festlegen
Um Unternehmen wissenschaftlich fundierte Ziele an die Hand zu geben, hat sich vor einigen Jahren die Science Based Target Initiative (SBTi) gegründet. Sie bietet Unternehmen einen klar definierten Weg zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen (THG) und hilft so, die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels zu verhindern. Gegenüber myclimate gab die Hälfte der teilnehmenden Unternehmen an, sich bereits mit SBTi beschäftigt zu haben. Mehr als ein Viertel hingegen wissen nicht, was SBTi ist. Hierbei gibt es noch Nachholbedarf, denn die SBTi bietet einen wirkungsvollen und strategischen Ansatz, Treibhausgas-Emissionen dauerhaft zu reduzieren. Positiv hervorzuheben ist, dass Teilnehmer*innen, die sich schon mit SBTi beschäftigt haben, entweder bereits SBTi-kompatible Ziele definiert haben oder diese in den nächsten Monaten entwickeln werden.
CO2-Kompensation ist ein wichtiger Bestandteil in jeder Klimaschutzstrategie
Damit sich ein Unternehmen als klimaneutral bezeichnen kann, müssen nach der Vermeidung und Reduzierung von Treibhausgas-Emissionen alle unvermeidbare CO2-Emissionen mithilfe von CO2-Zertifikaten aus Klimaschutzprojekten kompensiert werden. Drei Viertel der teilnehmenden Unternehmen haben in der myclimate-Umfrage angegeben, dass CO2-Kompensation ein fester Bestandteil ihrer Klimaschutzstrategie ist. Bei der CO2-Kompensation legen die Hälfte der Unternehmen die Emissionen von Scope 1 und 2 zugrunde. Während die andere Hälfte entweder ganz oder teilweise zusätzlich zu Scope1 und 2 die Scope-3-Emissionen kompensiert. Dass immer mehr Unternehmen ihre unvermeidbaren CO2-Emissionen kompensieren, spürt myclimate deutlich. «Firmen, Organisationen und Privatpersonen haben rund zwei Millionen Tonnen CO2 im Jahr 2020 über die hochwertigen GoldStandard-Klimaschutzprojekte von myclimate kompensiert. Das bedeutet eine Steigerung von rund 500.000 Tonnen gegenüber dem Rekordvorjahr!», betont Baumeister. Von den Unternehmen, bei denen CO2-Kompensation bisher noch nicht zum Zug gekommen ist, überlegen sich zudem die Hälfte den Einstieg in die CO2-Kompensation.
Zentrale Bausteine innerhalb einer Klimaschutzstrategie
Zum Abschluss der Umfrage hat myclimate die Unternehmen gefragt, welche Bausteine einer Klimastrategie ihnen am wichtigsten sind. Dabei standen mehrere Antworten aus vier verschiedenen Kategorien zur Auswahl: Messen, Organisation, Reduzieren, Kommunikation. Die größte Zustimmung mit 98 Prozent gab es bei dem Punkt, dass die Mitarbeitenden eines Unternehmens auf dem Weg zur Klimaneutralität mitgenommen werden und entsprechend sensibilisiert werden müssen. Das Ergebnis ist für myclimate nicht überraschend und genau aus diesem Grund bietet die gemeinnützige Non-Profitorganisation mit Sitz in Reutlingen, Berlin und Düsseldorf seit vielen Jahren auch Workshops für Unternehmensmitarbeitende an. Als weiteren entscheidenden Baustein in einer Klimaschutzstrategie haben 88 Prozent die CO2-Bilanz für Unternehmen genannt. Dies ist nachvollziehbar, denn für den ersten Schritt zu einem nachhaltigen Unternehmen ist es wichtig, den Status quo zu erfassen. Darüber hinaus ist die strategische Verankerung des Klimaschutz-Engagements über alle Unternehmensbereiche hinweg wichtig. 77 Prozent der Teilnehmer teilen diese Ansicht mit myclimate.
Fazit
Die Umfrage von myclimate zeigt, dass die meisten Unternehmen sich intensiv mit dem so wichtigen Thema Klimaschutz auseinandersetzen und viele bereits engagiert sind. Wichtig ist für Unternehmen jedoch vor allem, dass ihre geplanten Ziele und Maßnahmen in eine übergreifende Klimaschutzstrategie eingebettet sind und sinnvoll aufeinander aufbauen. Mit seinem breiten Dienstleistungs- und Lösungsangebot bietet myclimate dafür umfassende Beratungsleistungen sowie Mitarbeiterworkshops, Bildungsprogramme und CO2-Kompensation über hochwertige GoldStandard-Projekte.