Biogasanlagen für über 8000 Familien in Indien

Projekttyp: Biogas

Projektstandort: Kolar Distrikt, Bundesstaat Karnataka, Indien

Projektstatus: In Betrieb, Zertifikate erhältlich

Jährliche CO₂-Reduktion: 45’650 t

Der Bau von Biogasanlagen ersetzt das Verbrennen von Feuerholz und die Verwendung von chemischen Düngemitteln. Die Bevölkerung profitiert neben der Reduktion des Treibhausgasausstosses und der verminderten Abholzung der Wälder von höheren landwirtschaftlichen Erträgen und einer geringeren Russbildung in den Häusern. Ausserdem reduziert das Projekt die Methanemissionen von Rinderdung.

Das Projekt sieht vor, im indischen Bundesstaat Karnataka Biogasanlagen in über 8000 dafür geeigneten ländlichen Haushalten zu bauen. In die Biogasanlagen werden Tierdung und Küchenabwasser gefüllt. Das Biogas, das durch die Vergärung entsteht, wird zum Kochen verwendet. Der hochwertige Bio-Dünger, der nach der Vergärung übrig bleibt, ersetzt chemische Düngemittel. Traditionellerweise wird in der Region mit Feuerholz und Kerosin in ineffizienten Feuerstellen mit einem thermalen Effizienzgrad von lediglich acht bis zehn Prozent gekocht. Die kleinen Einkommen verunmöglichen es den Familien jedoch, den traditionellen Brennstoff Holz zu ersetzen. Dies hat bereits zur Abholzung des Waldes im Distrikt Kolar geführt. 

Neben der Verminderung der Abholzung und der Reduktion des Treibhausgasausstosses hat der Bau von Biogasanlagen zudem nachhaltig positive Auswirkungen auf die Lebensumstände der Bevölkerung. Erstens verringert sich durch den Wegfall der Holzsammlung die Arbeitslast für Frauen und Kinder – Zeit welche für andere Aktivitäten wie Hausaufgaben oder zusätzliche Einkommensquellen verwendet werden kann. Zweitens nimmt die gesundheitliche Belastung durch Rauchverschmutzung in den Häusern ab.

Früher musste ich zusammen mit meinen Kindern täglich 4 Stunden Feuerholz suchen. Jetzt dauert es nur 20 Minuten, um Biogas zu produzieren und beim Kochen entsteht kein Rauch mehr. Dank dem von der Biogasanlage produzierten Dünger wächst unser Gemüse viel besser.

Rani, Soumpura Village

Die Biogasanlage hat eine Kapazität von zwei oder drei Kubikmetern abhängig einerseits von der Anzahl und Art der Rinder, die zu einem Haushalt gehören und andererseits von der Anzahl der Personen im Haushalt. Der Bau von Biogasanlagen in ländlichen Haushalten reduziert Treibhausgasemissionen an drei Orten: Erstens entweicht bei der Vergärung des Dungs in Zisternen das Methan nicht mehr in die Luft. Zweitens kann dieses Methan als Brennstoff genutzt werden, wodurch das Verbrennen von Feuerholz entfällt. Drittens ersetzt der übrig bleibende Bio-Dünger chemische Düngemittel, dessen Produktion und Transport ebenfalls entfällt. Ausserdem führt der Bio-Dünger nicht wie chemischer Dünger zur Degradation des Bodens und hat überdies einen dreimal höheren Nährstoffgehalt als normaler Tierdung.

Die Biogas-Technologie wird im ländlichen Indien eingesetzt. Die indische Nicht-Regierungsorganisation SKG Sangha führt das Projekt. SKG Sangha hat in den letzten 18 Jahren bereits erfolgreich über 100’000 Biogasanlagen in Indien realisiert.

 

Wohin fliessen die CO2-Gelder konkret? 

Die CO2-Gelder haben eine direkte Auswirkung auf die kontinuierliche Verwendung der Biogasanlage durch die Familien. Die jährlichen Monitoring- und Schulungsaktivitäten sowie die Reparaturen der Einheiten werden nämlich mit diesen Geldern finanziert, die jedes Mal bezahlt werden, wenn CO2-Gutschriften ausgestellt werden. 

Wie im Projektentwurf (PDD, Project Design Document) erwähnt, hätte das Projekt ohne den CDM nicht realisiert werden können, da sich die teilnehmenden Haushalte die Biogasanlagen ohne die 73-prozentige Kostensubvention aus den CO2-Einnahmen nicht leisten könnten. Dies wird deutlich, wenn man bedenkt, dass die Biogasanlagen zwischen 82 und 103 Prozent des durchschnittlichen jährlichen Haushaltseinkommens im Projektgebiet kosten. 

myclimate hat von Anfang an in jede Biogaseinheit investiert, die im Rahmen dieses Projekts installiert wurde. Zudem führt myclimate für jede ausgestellte und zertifizierte Gutschrift eine Zahlung an unseren lokalen Partner durch.  Ohne die CO2-Gelder wären die positiven Ergebnisse – die kontinuierliche und ordnungsgemässe Nutzung der Biogasanlagen, deren Reparaturen sowie Schulungen zu deren Nutzung und Wartung – nicht möglich. 

Es ist erwähnenswert, dass unser lokaler Partner SKG Sangha die jährlichen Auswirkungen auf die SDG überwacht, die durch das Projekt dank der CO2-Einnahmen erzielt werden. Dazu gehören die Verringerung der Krankenhausaufenthalte aufgrund des Projekts, die jährlichen Zeit- und Kosteneinsparungen, die Verringerung der Menge an chemischen Düngemitteln, die durch die Projekte geschaffenen Arbeitsplätze sowie die durchgeführten Ausbildungs- und Reparaturmassnahmen.  

 

Projekt- und Umsetzungspartner*innen 

Das Projekt wird von SKG Sangha entwickelt und durchgeführt. Diese indische gemeinnützige Organisation wurde 1993 von Vidya Sagar gegründet, um Chancen für das Wirtschaftswachstum und die Entwicklung in ländlichen Gebieten Südindiens zu schaffen, insbesondere durch den Einsatz erneuerbarer Energien. Neben dem Biogasprogramm bietet SKG Sangha verbesserte Biomassekocher, Systeme zur Regenwassergewinnung und solarelektrische Beleuchtungssysteme. 

 

Monitoring, Reporting und Verifizierung (MRV) 

Das Projekt wurde bis 2020 nach dem Clean Development Mechanism und dem Gold Standard zertifiziert. Seit 2021 ist es nur noch unter dem Zertifizierungsstandard Gold Standard registriert. Klimaschutzprojekte unter dem Gold Standard werden regelmässig kontrolliert, d. h. es wird geprüft, ob die Biogasanlagen funktionsfähig und im Einsatz sind. Der entsprechende Monitoringbericht wird von einem unabhängigen Prüfer bzw. einer unabhängigen Prüferin überprüft und dem Gold Standard als Verifizierungsbericht vorgelegt. Die strengen Kontrollmechanismen, Trainings und Vor-Ort-Betreuung helfen, während der gesamten Projektdauer hohe Qualitätsstandards zu gewährleisten, um sicherzustellen, dass die Biogasanlagen genutzt werden bzw. um frühzeitig intervenieren zu können, falls Reparaturen oder zusätzliche Trainings benötigt werden. Dadurch wird garantiert, dass das Projekt langfristig erfolgreich ist und die durch das Projekt generierten Emissionsreduktionen korrekt sind. Weitere Informationen sind unter «Dokumentation» zu finden. 

 

Dieses Projekt trägt zu 10 SDGs bei (Stand Ende 2022):​

Erfahren Sie in unseren FAQ, wie myclimate diese SDGs ausweist.

 

Die folgenden SDGs sind vom Gold Standard verifiziert:

Dank dem Gebrauch des selbst produzierten organischen Düngers (Slurry) kann die Abhängigkeit der Kleinbauern von chemischen Düngemitteln vermieden und somit die finanzielle familiäre Situation verbessert werden.

Bisher produzierten die Biogasanlagen 387,168 Tonnen Biodünger und reduzierten somit 7752 Tonnen chemischen Dünger, was zu einer nachhaltigen Landwirtschaft beiträgt.

50’000 Personen profitieren seit Projektbeginn von besserer Luftqualität.

Weil das zeitintensive Sammeln von Feuerholz entfällt, haben Kinder mehr Zeit, die Schule zu besuchen und Hausaufgaben zu machen. Fast 1,6 Stunden täglich können so zusätzlich pro Familie genutzt werden.

Nur Frauen sind bemächtigt, eine Biogasanlage zu kaufen und zu besitzen. Dies hilft, das Machtverhältnis in der Familie auszugleichen und die Stellung der Frauen zu stärken.

Über 8033 Biogasanlagen wurden seit Projektstart installiert.

Es wurden 22 permanente Arbeitsplätze für die lokale Bevölkerung geschaffen und über 8000 Leute im Umgang mit Biogasanlagen geschult.

Die Verwertung des organischen Abfalls trägt zu einem nachhaltigen Abfallmanagement bei. 

Jede Biogasanlage vermeidet 5,9 t CO₂ und 3,7 t Holz pro Jahr.

Das Programm hat bisher 279'697 Tonnen Holz eingespart und somit 3831 Hektaren Wald vor Abholzung bewahrt.

Situation ohne Projekt

Kochen mit Feuerholz und Kerosin

Projektstandard

Awards

Projektnummer

7149

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