Kommunales Wiederaufforsten in Nicaragua

Projekttyp: Landnutzung und Wald

Projektstandort: Esteli, San Juan de Limay, Nicaragua

Projektstatus: In Betrieb, Zertifikate erhältlich

Jährliche CO₂-Reduktion: 1'040'796 t (im Jahr 2022)

Das Programm «CommuniTree» ist eine mit den örtlichen Gemeinschaften umgesetzte Wiederaufforstungsinitiative. Das Ziel ist die Wiederherstellung von Ökosystemen, die Verbesserung der Lebensgrundlage und die Bekämpfung des Klimawandels. Im Rahmen des Projekts, das seit 2010 bei Plan Vivo registriert ist, pflanzen Kleinbauernfamilien in Nicaragua neben ihren eigentlichen landwirtschaftlichen Tätigkeiten Bäume. Das Projekt hat sich zur grössten Wiederaufforstungsinitiative des Landes entwickelt, durch die derzeit in Partnerschaft mit über 3000 Kleinbauernfamilien über 11’000 Hektar Land renaturiert werden.

Im Rahmen des CommuniTree-Programms bauen Kleinbauernfamilien auf degradierten, brachliegenden Flächen einheimische Arten an. Dabei müssen die Bauern genügend Land für die laufende Bewirtschaftung ihrer Flächen reservieren und sicherstellen, dass die Wälder zusätzliche Vorteile für die Sicherung des Lebensunterhalts bieten, die auch künftigen Generationen innerhalb der Familie zugutekommen. Dies ist in Nicaragua, das in den letzten Jahrzehnten eine beträchtliche Entwaldung erlebt hat, wesentlich. Der Grund für die Entwaldung ist hauptsächlich eine veränderte Landnutzung, sprich das Abbrennen oder Abholzen von Wald zugunsten von landwirtschaftlichen Flächen. Zugleich ist Nicaragua das zweitärmste Land der westlichen Hemisphäre, in dem ein Grossteil der Bevölkerung Probleme hat, seine Lebensgrundlage zu sichern.

Die Bäume mildern die Temperaturen unserer Farm und auch die des Planeten. Sie geben uns  Holz, Schatten und besseren Boden und helfen so, die Erosion zu stoppen.

Justina Gutierrez Munos, Bäuerin in Mansico, Nicaragua.

Die Unterstützung bei der Landnutzungsplanung in Wassereinzugsgebieten hat höchste Priorität. Das Projekt begann in einem bedeutenden Wassereinzugsgebiet, das eines der wichtigsten Mündungsgebiete Nicaraguas, das Estero Real, versorgt, welches unter saisonaler Wasserknappheit und Überschwemmungen leidet. Das Mündungsgebiet beherbergt eines der grössten Vorkommen von Mangroven und Zugvögeln in der Region und gilt gemäss Ramsar-Konvention als Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung. Ein zunehmender Waldflächenanteil hilft, den Wasserkreislauf zu regulieren, das Wasser während der Trockenzeit zurückzuhalten und Überschwemmungen in der Regenzeit zu begrenzen. Dies bietet wichtige Vorteile für das Wassermanagement und die Artenvielfalt auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene. 

Wir wollen die einzelnen Gemeinden solidarisch voranbringen, Familien Einkommensmöglichkeiten eröffnen, als Vorbild für andere dienen und nicht zuletzt ein Bewusstsein für Umweltfragen in der Bevölkerung schaffen. 

Elsa Gonzales, Head Community Technician und Office Manager Taking Root Nicaragua

Das Projekt unterstützt Bauern über einen Zeitraum von zehn Jahren beim Anpflanzen von Bäumen, woraus die Bauern sowohl kurz- als auch langfristig Vorteile ziehen. Kurzfristig profitieren sie von Zahlungen für Ökosystemleistungen (PES), langfristig durch neue, nachhaltige Einkommensquellen, zum Beispiel durch den Verkauf von nachhaltig angebautem Nutzholz. Dadurch werden die Ursachen der Waldschädigung angegangen und die Wiederaufforstung wird als attraktive Möglichkeit der Landnutzung für Kleinbauern herausgestellt. Infolgedessen bietet das Projekt der Waldschädigung Einhalt, indem es den Druck auf die Naturwälder der Umgebung vermindert und zugleich messbare Mengen an CO₂ aus der Atmosphäre bindet sowie die ökologischen und sozioökonomischen Bedingungen in den teilnehmenden Gemeinden verbessert.

Drei verschiedene Typen der Anpflanzungen beinhaltet das Programm: Mischanpflanzungen aus schnell wachsendem Feuerholz kombiniert mit langsam wachsenden Hartholzspezies), Kaffee-Agroforstwirtschaft (Schattenanbau von Kaffee- und Obstbäumen) und silvopastorale Pflanzungen auf Gebieten, die hauptsächlich für Viehzucht bereitstehen.

 

Projektpartner, Projektumsetzung, Projektprüfung und -auditierung 

Seit vielen Jahren arbeitet myclimate sehr eng mit dem Projektentwickler Taking Root in Kanada und dem lokalen Umsetzungspartner – der Nichtregierungsorganisation APRODEIN – zusammen. Das Programm wurde 2012 von myclimate direkt vor Ort geprüft und einem internen Due-Diligence-Prozess unterzogen. Im Jahr 2017 begann myclimate, die Pflanzaktivitäten des Projekts vorzufinanzieren, was bedeutet, dass myclimate seither 50 Prozent im Voraus bezahlt, damit Aprodein über Ressourcen zur Vorbereitung der nächsten Pflanzsaison verfügt. 

Das Programm ist nach Plan Vivo zertifiziert, dem strengsten Standard für Landnutzung und Forstwirtschaft. Dessen technisches Beratungsteam (TAC) überprüft die Projektdesign (PDD), den Validierungsbericht und die Jahresberichte. Konkret sieht dies folgendermassen aus: Die Expert*innen von APRODEIN besuchen Bauern mit entsprechenden Landflächen jeweils im ersten, dritten, fünften und zehnten Projektjahr, um das Projekt zu monitoren und ein gesundes Wachstum der Bäume sicherzustellen. In dieser Zeit bieten die Mitarbeitenden den Bauern auch Unterstützung bei der Bewältigung aller Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert sind. Die Bemessung der Waldflächen und CO2-Bilanz erfolgt im Rahmen des Berichtswesens der Taking-Root-Plattform, wofür die von den Aussendienstmitarbeitenden aufgenommenen Grunddaten mit modernen Geodaten- und Machine-Learning-Analysen kombiniert werden. Diese Zahlen werden in den Jahresberichten von Taking Root wiedergegeben, die jährlich von Plan Vivo geprüft werden.  

CommuniTree wird jährlich unabhängig von Plan Vivo geprüft und alle fünf Jahre von einer unabhängigen externen Stelle auditiert. Das letzte Audit wurde 2016 von der Rainforest Alliance durchgeführt. Für das Projekt-Monitoring und das Berichtswesen wurde Taking Root mit dem EcoIndex-Award ausgezeichnet. Das nächste Audit läuft gerade. Es wurde wegen der COVID-19-Pandemie verschoben, soll jedoch im Herbst 2023 abgeschlossen werden. Danach werden Plan-Vivo-Zertifikate ausgestellt und über myclimate an Spender und Partner verkauft. Weitere Informationen sind unter «Dokumentation» erhältlich. 

 

Controlling: Wie stellt myclimate sicher, dass CO2 gespeichert wird? 

Aufgrund der Ungenauigkeit der Fernerkundung (remote sensing) in den frühen Phasen des Waldwachstums führt das Programm statistisch repräsentative Feldmessungen an stichprobenartig verteilten Probegrundstücken durch, die etwa zehn Prozent der Fläche jedes Grundstücks ausmachen. 

Wie bei allen anderen von myclimate unterstützten Aufforstungsprojekten stellt die Zusammenarbeit mit Kleinbauernfamilien auf Hunderten unterschiedlicher Landflächen auch bei diesem Projekt sicher, dass das Risiko des Verlusts einer grossen Menge an Biomasse, zum Beispiel durch einen Waldbrand, im Vergleich zu einer zusammenhängenden Fläche deutlich reduziert wird.  

Nicht zuletzt umfasst ein Projekt immer einen Pufferpool von 15 Prozent, der Fehlschläge neutralisiert, welche natürlich nicht zu 100 Prozent vermieden werden können. Dies stellt zusammen mit der konservativen Kalkulation sicher, dass die Waldprojekte zusätzlich zu den oben erwähnten Nebeneffekten (Einkommensquellen, Artenschutz) die versprochenen Klimawirkungen erfüllen. 

 

Dieses Projekt trägt zu 10 SDGs bei (Stand Ende 2022):​

Erfahren Sie in unseren FAQ, wie myclimate diese SDGs ausweist.

 

Die folgenden SDGs sind von Plan Vivo verifiziert:

Zahlungen an die 3'326 Bauernfamilien, die von weniger als 2 US-Dollar pro Tag leben.

Durchführung von über 10'000 Workshops pro Jahr zum Kapazitätsaufbau, die Kleinbauern Bildung und Ausbildung bieten.

Zusammenarbeit mit über 200 Bäuerinnen, die traditionell mit Finanzierungs- und Ressourcenbarrieren zu kämpfen haben.

Aus dem Wald gefallenes Naturholz ist eine erneuerbare Energiequelle für die Küche.

Zusätzliches Einkommen wird durch den Verkauf von Brennholz und hochwertigen Holzprodukten aus kleinbäuerlichen Wäldern geschaffen.

5297 Saisonarbeitsplätze pro Jahr, davon 86 % Landlose und 9 % Frauen.

Zusätzliche Einnahmen aus den Waldprodukten der Landwirte schaffen Anreize für die Wiederaufforstung und sorgen dafür, dass die Ökosysteme langfristig erhalten bleiben.

3'334'778 t gespeichertes CO2.

Pflanzung von 6 Millionen einheimischen Bäumen jährlich, Wiederaufforstung von mehr als 4739 ha Land, Regeneration des Lebensraums und der lokalen Tierwelt.

Diese SDGs sind von myclimate geprüft:

Regeneration eines kritischen Wassereinzugsgebietes, das über 100'000 Menschen vor Dürre und Überschwemmungen schützen hilft.

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