Partnerportrait Zürich Tourismus – Zehn Jahre klimaneutrale Organisation

Die Klimabewegung ist auch bei Zürich Tourismus deutlich spürbar: Das Interesse für einen nachhaltigen Tourismus ist so gross wie noch nie. Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums als klimaneutrale Organisation schaut myclimate in einem Interview mit Daniela Schöb, Qualitäts- und Nachhaltigkeits-Verantwortliche von Zürich Tourismus, auf die langjährige Partnerschaft zurück.

Zürich Tourismus vermarktet Zürich als moderne, nachhaltige und smarte Destination. Hier: Frau Gerolds Garten in Zürich. Copyright © Frau Gerolds Garten / Raphael Zubler

Zürich Tourismus hat in den letzten zehn Jahren gut 4’000 Tonnen CO2 aus firmeninternen Flügen und anderen Emissionen kompensiert. Im Klimaschutzprojekt «Mit Energiespar- und Solarkochern zurück zur grünen Insel» in Madagaskar konnten dank diesen Geldern mehr als 1900 Menschen von besserer Luftqualität, kürzeren Kochzeiten und einer enormen Zeiteinsparung profitieren. Dank 336 effizienten Kochern wurden 24 Hektaren Wald gerettet.

Neben der Kompensation von Emissionen setzt Zürich Tourismus mit unterschiedlichsten Sensibilisierungsmassnahmen sowie mit der Teilnahme an der myclimate Initiative «Cause We Care» auch lokal auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz.

 

Myclimate: Daniela Schöb, wie ist es zur Zusammenarbeit mit myclimate gekommen?

Daniela Schöb: Zürich Tourismus hatte sich schon vor der Zusammenarbeit mit myclimate um Nachhaltigkeit bemüht. 2009 unterzeichneten wir die Nachhaltigkeits-Charta des Schweizerischen Tourismus. Ein Jahr danach folgte die Umweltmanagementzertifizierung nach ISO 14001. Im selben Jahr wurde der Entscheid gefällt, als damals erste Tourismusorganisation der Schweiz, alle Emissionen – verursacht durch Geschäftsreisen, Druckmaterialien, Strom- und Wasserverbrauch, Abfall sowie Eventorganisation – via myclimate zu kompensieren.

 

Was habt ihr neben der Kompensation mit myclimate umgesetzt?

Die Zusammenarbeit mit myclimate wurde 2014 nochmals gestärkt. Im September lancierten wir zusammen das «myclimate Audio Adventure». Auf diesem Klimahörpfad durch die Stadt Zürich können Gross und Klein kostenlos mehr über den Klimaschutz in Zürich erfahren. Im Frühjahr 2015 unterstützte Zürich Tourismus ausserdem das Projekt «Youth Encounter on Sustainability» (YES), eine Initiative, die den Austausch mit jungen, an Nachhaltigkeit interessierten Studierenden und Berufstätigen aus aller Welt stärkt.

 

Ihr habt einen internen Nachhaltigkeitszirkel ins Leben gerufen. Wie muss man sich das vorstellen und was sind bisherige Outcomes?

Ab 2015 setzten wir mit der neuen Nachhaltigkeitsstrategie Ziele auf ökologischer, sozialer und ökonomischer Ebene. Daraufhin haben wir einen internen Nachhaltigkeitszirkel ins Leben gerufen, um diesen Gedanken in der ganzen Organisation zu verankern und gemeinsam an sinnvollen Massnahmen zu deren Zielerreichung zu arbeiten.

Obwohl sich Nachhaltigkeit mittlerweile als fester Wert in den Teams etabliert hat, muss sich die Organisation dennoch immer wieder kritischen Fragen oder komplexen Herausforderungen stellen: Kann Tourismus überhaupt nachhaltig sein? Welche Rolle übernimmt eine private Destinationsmarketingorganisation vor Ort? Wie lange sind Wachstumsstrategien noch angemessen? Wie geht Zürich Tourismus damit um, dass internationale Fernmärkte aus ökonomischer Sicht immer wichtiger werden und die Welt gleichzeitig dringend Massnahmen gegen den Klimawandel einleiten muss?

Das ganze Team ist sehr bemüht, das eigene Tun kritisch zu hinterfragen, die grössten Hebel anzuerkennen und mit allen Anspruchsgruppen zusammen innovative und nachhaltige Antworten zu finden. 

 

Zürich Tourismus setzt immer wieder Ideen von Mitarbeitenden um, zum Beispiel eine interne CO2-Budgetierung. Wie bewährt sich dieser Einbezug?

Genau, 2018 wurde aufgrund der Idee eines Mitarbeitenden eine CO2-Budgetierung eingeführt. Zu Beginn eines Jahres schätzen Mitarbeitende jeweils ihren geplanten CO2-Verbrauch. Es ist spannend zu beobachten, dass seit 2019 die internen Flugreisen rückläufig sind. Ob dies eine direkte Folge dieser Budgetierung ist, bleibt zu beobachten.

Infolge anderer Emissionen (Drucksachen, Umzug in grössere Büroräumlichkeiten) steigt der ökologischer Fussabdruck von Zürich Tourismus bisher weiterhin leicht an. Dieses Jahr wird Zürich Tourismus deshalb über die Bücher gehen und ein neues Nachhaltigkeitskonzept erstellen. Meinungen, Erwartungen und Ideen von allen relevanten internen aber auch externen Anspruchsgruppen sollen dabei berücksichtigt werden.

 

Neben den internen Massnahmen, setzt ihr auch weiterhin auf die Sensibilisierung der Reisenden. Was ist alles geplant?

Aktuell möchte Zürich Tourismus die direkte Kommunikation und Informationsvermittlung mit Reisenden verstärken. Im letzten Jahr wurde als erster Schritt die neue Themenseite «Nachhaltige Kongressstadt Zürich» lanciert, die EventorganisatorInnen überzeugen soll, dass Zürich der ideale Ort für eine nachhaltige Veranstaltung ist.

Um auch Freizeitgäste in die Verantwortung einzubinden, finden sich seit längerer Zeit klimaschonende Angebote auf der Website von Zürich Tourismus. Ab Frühling 2020 können dank der Initiative «Cause We Care» auch alle anderen Angebote klimaneutral erlebt werden, beispielsweise die bei internationalen Gästen sehr beliebten Tagesausflüge in die Berge.

 

Sieht sich eure Organisation als Vorreiterin des Wandels mit ihrem über zehnjährigen Engagement?

Zürich Tourismus sieht seine Rolle darin, Mitarbeitende, Partner und Gäste für alle Dimensionen der Nachhaltigkeit zu sensibilisieren und Zürich als nachhaltige und smarte Destination zu vermarkten. Die Verantwortlichen sind froh, dass sich die Organisation bereits seit zehn Jahren damit auseinandersetzt und somit genügend Vorlaufzeit hatte, das komplexe Thema greifbar und für alle Mitarbeitenden verständlich zu machen. So kann Zürich Tourismus seinen Firmenwert «Vorbild sein» neu auch in der Form von Gastvorträgen und Schulungen wahrnehmen, in denen die Mitarbeitenden ihr Wissen mit interessierten Parteien teilen. Denn die riesigen Herausforderungen unserer Zeit können nur gemeinsam angepackt werden.

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