Meet Kathrin Dellantonio – die Geschäftsführerin myclimate Schweiz

Seit September 2022 leitet Kathrin Dellantonio myclimate Schweiz. Die Südtirolerin ist fast seit Anbeginn bei myclimate dabei und hat sich hier ihren Traum vom « purpose driven job » erfüllt. Im Interview erzählt sie von ihren Visionen für die Zukunft des Klimaschutzes und wie wir alle unseren Teil dazu beitragen können.

Seit 19 Jahren bist Du ein Teil von myclimate und gehörst schon fast zum Inventar. Warum myclimate?  

Mit myclimate habe ich meinen absoluten Traumjob gefunden. Ich darf quasi seit Beginn meiner beruflichen Laufbahn einen sogenannten purpose-driven Job ausführen und an einem der wichtigsten Themen unserer Zeit arbeiten, und das zusammen mit tollen Kolleg*innen und ambitionierten Unternehmen, die sich im Klimaschutz engagieren wollen. Zudem ist es grossartig zu sehen, wie sich myclimate von einer kleinen Studenteninitiative zu einer grossen, international tätigen und erfolgreichen Stiftung entwickelt hat. 


Du lebst den Klimaschutz auf allen Ebenen. Was ist der Anreiz für Dein grosses Engagement?  

Ganz ehrlich – ich kann mir schlicht nichts anderes vorstellen, als mich für dieses so wichtige Thema zu engagieren und auch im Alltag vorzuleben, wie ein klimafreundliches und ressourcenschonendes Leben aussehen kann. Dass ich mich nun bereits seit vielen Jahren auch beruflich für den Klimaschutz einsetzen darf, empfinde ich als grosses Privileg. Meine beiden Mädchen, die nun 7 und 9 Jahre alt sind, motivieren mich zusätzlich. Denn auch sie und die nachfolgenden Generationen haben ein Recht auf ein intaktes Ökosystem. 

 

Was sind Deiner Meinung nach die grössten Herausforderungen von myclimate in der nahen Zukunft?  

Aktuell tut sich sehr viel im Klimaschutz, auf ganz viel verschiedenen Ebenen und bei ganz viel verschiedenen Akteuren. Hier sind wir bei myclimate tagtäglich gefordert, am Ball zu bleiben und zu evaluieren, welche Ansätze, Projekte, Methoden etc den grössten Impact haben bei der Erreichung der Pariser Klimaschutzziele. Diese Dynamik hat uns in den letzten drei Jahren stark wachsen lassen – hier gilt es, immer wieder aufs Neue die optimale Balance zwischen Quantität und Qualität zu finden. 

 

Was sind Deine persönliche Ziele als Geschäftsführerin von myclimate Schweiz und wie willst Du diese erreichen?

Neben dem grad eben Gesagten – maximaler Klimaschutzimpact bei hoher Qualität – liegen mir auch unsere Mitarbeitenden sehr am Herzen. Wir sind darauf angewiesen, gut ausgebildete und motivierte Menschen zu finden, die ihre Arbeitszeit dem Klimaschutz widmen. Hier bemühe ich mich intensiv darum, ein Umfeld zu erhalten und weiterzuentwickeln, in dem alle ihr volles Potential entfalten können und sich längerfristig engagieren wollen. 

 

Mit dem neuen Impact Label „Wirkt. Nachhaltig“ ermöglicht myclimate effektiven Klimaschutz unter Berücksichtigung des Paris Agreements. Welche Rolle spielen Unternehmen beim Klimaschutz konkret?

Der Privatwirtschaft kommt eine sehr wichtige Rolle im Klimaschutz zu. Unternehmen können viel schneller als die Politik und die Verwaltung reagieren und ambitionierten Klimaschutz umsetzen. Dass immer mehr Unternehmen dies erkennen, stimmt mich sehr zuversichtlich. Klimaschutz ist für viele von einem Nice-to-have zu einem Must geworden. 

 

In welche neuen Technologien und Methoden setzt du grosse Hoffnungen? Carbon Capture, Bodenfruchtbarkeit, Waldschutz, etc.   

Es gibt nicht die eine Technologie oder die eine Lösung gegen den Klimawandel. Wir brauchen eine Vielzahl von Ansätzen auf vielen verschiedenen Ebenen. In dieser Hinsicht passiert gerade sehr viel Spannendes und Vielversprechendes, und auch wir bei myclimate probieren viel Neues aus, um vorne mit dabei zu sein, zum Beispiel wenn es um neue Arten von Klimaschutzprojekten geht.  
Neben dem Vertrauen in neue Technologien braucht es aber auch ambitionierte regulatorische Rahmenbedingungen. Hier hoffe ich persönlich, dass wir in der Schweiz im Juni im dritten Anlauf endlich die Weichen für den Klimaschutz richtigstellen. 
Und last but not least sind wir meiner Meinung nach an einem Punkt angelangt, an dem wir uns auch ganz ehrlich fragen müssen, ob wir nicht auch unseren Lebensstil anpassen müssen. Stichwort Verzicht. Sehr oft wird damit nur Negatives verbunden. In meinen Augen eröffnet der Verzicht auf alte Konsum- und Verhaltensmuster aber viele spannende neue Möglichkeiten. 

 

Du setzt Dich für Frauen in Führungspositionen und auf Podien ein. Wie sieht es mit der Rollenverteilung bei myclimate aus?  

Wir sind in dieser Hinsicht gut aufgestellt. Fast die Hälfte aller Führungspositionen sind mit Frauen besetzt. Punktuell haben wir aber noch Potenzial - so haben wir in der Geschäftsleitung aktuell nur 25% Frauen. Anders sieht es auf der Leitungsebene von myclimate Schweiz aus, dort sind wir vier Frauen und ein Mann.  
Generell ermutige ich Frauen – beruflich wie privat – bei jeder Gelegenheit, Führungsverantwortung zu übernehmen. Jedes Mal, wenn mir das gelingt, freue ich mich. 

 

Und zum Schluss in guter alter Manier noch ein paar "Entweder-Oder"-Fragen. 

Sehr gerne, ich bin gespannt! 

  • Berge oder Meer? Puh, schwierige Frage. Ich bin ein Kind der Berge und liebe sie, doch ohne regelmässige Meerferien – am liebsten in Süditalien – könnte ich auch nicht sein. Sowohl an den Bergen wie auch am Meer liebe ich die Weitblicke und das Gefühl der Unendlichkeit 
  • Secondhand oder neu? Ganz klar: Secondhand. Oder noch besser: shared! 
  • Wein oder Bier? Wein, am liebsten die aus meinem Südtiroler Heimatdorf St. Michael-Eppan. 
  • Earlybird oder Nachteule? Earlybird – die Stunden, wenn zuerst alles noch ruhig und dämmerig ist und dann die Welt langsam erwacht und es hell wird, sind für mich die schönsten. 
  • e-Bike oder Rennvelo? Weder noch. Gravelbike, Mountainbike oder mein Hipstervelo – je nach Situation, Laune und Styling.  
  • Zelt oder Hotel? Ich liebe schöne, originelle, kleinere Hotels. Doch als ehemalige Pfadfinderin fühle ich mich auch im Zelt in meinem kuscheligen Dauenschlafsack total wohl.

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